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Hotspot

Verrückt nach Marlene Dietrich

von Overview

Eine Frau wie keine Andere

Als „fesche Lola“ bekannt geworden, als entschiedene Nazi-Gegnerin früh aus Deutschland emigriert, in Hollywood Karriere gemacht und schließlich mit den Amerikanern Berlin wieder eingenommen: Marlene Dietrich gilt als eine der wenigen deutschen Stars, die es auch in Hollywood zu Weltruhm gebracht haben. Sie hat nicht nur politisch klar Stellung bezogen, sondern war auch eine der ersten feministischen Vorreiterinnen im Film Business. Ihre Mitsprache, ihr selbstbestimmtes Auftreten und ihr androgyner Kleidungsstil zeugten von ihrem starken Charakter und üben noch heute eine Faszination aus. Ihre Filme gelten als Meilensteine, ihre Songs als Evergreens und die markante Erscheinung als modisches Idol.

 

Bilder aus der Marlene Dietrich Ausstellung in Paris

Die Ausstellung enthält über 200 Fotografien

„Marlene Hose“

So wurde sie nicht nur historisch und filmwissenschaftlich zur Legende, sondern verlieh auch einem Kleidungsstück ihren Namen: Der Marlene-Hose. Neben dem Beinkleid wurde ihr nun auch eine Ausstellung in Paris gewidmet. In der Maison Européenne de la Photographie werden unter dem treffenden Titel „L´obessesion de Marlene“ über 200 Fotos aus der beeindruckenden Sammlung Pierre Passebons gezeigt. Dabei erstrecken sich die Werke über alle Epochen ihres Lebens. Vom blutjungen Ufa-Star, zur amerikanischen GI bis hin zur Vegas-Showikone. Und der Titel hält was er verspricht. Ein jedes Bild übt einen Sog auf seinen Betrachter aus. Die Aura der großen Künstlerin umgibt die Aufnahmen, so scheint sie gegenwärtig und doch unnahbar.

Bild von Marlene Dietrich in der Ausstellung in Paris

Marlene bei einer Show in Las Vegas

Solche Frauen braucht die Welt

Aufgewachsen in einem preußischen Elternhaus, bekam Marlene von klein auf beigebracht, für ihre Überzeugungen einzustehen. Diese Willenstärke brachte sie zunächst auf die Berliner Theaterbühnen, dann auf die Kinoleinwände und anschließend in die Traumfabrik. Und in den Kampf gegen das NS-Regime.

Die Ausstellung gewährt ungeahnte Einblicke in den Mythos der Dietrich: Ungeschminkt, am Flughafen, mit langen Zöpfen bei einer Kostümprobe – Bilder die weniger bekannt sind als die laszive Pose im „Blauen Engel“ oder der androgyne Auftritt im Frack. In dem machte sie übrigens Furore, als sie in „Marocco“ eine Frau auf den Mund küsste. Die Dietrich war schon immer unangepasst und entwickelte eine eigene Art von Glamour, welcher im Gegensatz zu dem der sonstigen Hollywood-Göttinnen stand.

Entdeckt und gefördert von Joseph von Sternberg, Freundschaft mit Alfred Hitchcock und Ernest Hemingway, der sie liebevoll „Kraut“ genannt haben soll – zahlreiche Affären beiden Geschlechts – die Dietrich lebte frei und zeigte diese Verbindungen auch. Auch nach Ansicht der Studiobosse sollte sie als von allen begehrte Göttin erscheinen. Trotzdem widersetzte sie sich jeglichen Vorlagen und ließ sich auch mit ihrer Tochter ablichten: Mutter und Verführerin zugleich. Ein Tabu zur damaligen Zeit. Währenddessen ließ sie die Nazis zappeln: Goebbels, der sie als Weltstar unbedingt wieder ins Land holen und als Zugpferd für seine Propagandamaschine einspannen wollte, schickte sie immer wieder Absagen, obwohl er ihr gigantische Gagen anbot. Stattdessen nahm sie die amerikanische Staatsbürgerschaft an, trat in die Army ein und begab sich an die Front, wo sie trotz Kälte und Krankheit für die Moral der Truppen sorgte. So nahm sie schließlich auch Aachen mit ein, wofür sie von den Deutschen später als „Volksverräterin“ abgestempelt wurde. Sie ging wieder zurück in die USA, erfand sich neu als Showsängerin und starb schließlich in Paris, wo sie die letzten 15 Jahre ihres Lebens isoliert in ihrer Pariser Wohnung verbrachte. Am Ende wurde sie unter großer Anteilnahme in Berlin beerdigt: Versöhnung mit der Heimat. Und die Geburt einer Legende.

Wer eine der spannendsten Persönlichkeiten der 20 Jahrhunderts kennenlernen möchte, sollte sich beeilen: Bis zum 7. Januar läuft die Ausstellung noch.

Overview:

Zu sehen gibt´s das Ganze in der

Maison Européenne de la Photographie

7 Rue de Fourcy
75004 Paris 4

Die Preise betragen 9 Euro im Voll-Tarif und 5 mit Ermäßigung.

 

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