Ganz einfach zu Fuß vom Berliner Hauptbahnhof kannst Du wahre Berliner Influencer (der Vergangenheit) kennenlernen. In diesem Artikel möchte ich Dir ein paar Damen bzw. Straßennamen Berlins vorstellen. Warum nur weibliche Namen? Weil in Berlin nur 20 Prozent der Straßennamen weiblich sind, meist in neuen Stadtteilen, da Berlin versucht, dieses Ungleichgewicht auszugleichen! Also los gehts mit unserem kleinen Spaziergang.
Katharina-Paulus-Straße
Katharina Paulus alias Käthe Paulus (1868-1935) war die erste deutsche Profi-Luftschifferin, Luftakrobatin und Erfinderin des Klappschirms. Paulus hatte bereits in jungen Jahren ein Faible für Akrobatik. Sie erlernte den Beruf der Schneiderin, der sich später als ideal für ihre Karriere erwies. Während eines Kuraufenthaltes in Wiesbaden traf sie den Ballonfahrer Hermann Lattemann. Er lehrte sie die Kunst des Ballonfahrens und des Fallschirmspringens. Sie kletterte 516 Mal in einem Ballon und fiel 147 Mal mit dem Fallschirm. Ihre Auftritte stießen auf öffentliches Interesse: Einmal verkaufte sie fast 20.000 Tickets. Im Juli 1914 machte die 46-Jährige ihre letzte Ballonfahrt. Wenige Tage später brach der Erste Weltkrieg aus, weshalb sie ihre Ballons und Fallschirme der Armee gab. In der Zeit des Ersten Weltkriegs galt sie als Deutschlands Experte und beste Beraterin die Ballonaufklärungstruppen. Im Sommer 1916 begann sie im Auftrag des preußischen Kriegsministeriums mit der Herstellung der von ihr erfundenen Fallschirme und der entsprechenden Abdeckungen in ihrer Wohnung. Ich würde sagen, da ist es das mindeste eine Straße nach ihr zu benennen, oder?
Katharina-Paulus-Straße, 10557 Berlin
Station: U55, S3, S5, S7, S9 Hauptbahnhof
Rahel-Hirsch-Straße
Rahel Hirsch (1870-1953) war eine der ersten Wissenschaftlerinnen, die 16 Jahre lang an der Charité forschte und gleichzeitig eine Praxis am Kurfürstendamm in Berlin hatte. Als erste Ärztin in Preußen erhielt Hirsch 1913 aufgrund ihrer wissenschaftlichen Leistungen den Professorentitel. Um ihrem Lehrberuf zu entkommen, schrieb sie sich in Zürich für ein Medizinstudium ein, da dies für eine Frau in Deutschland nicht möglich war. Kurz darauf zog Hirsch nach Leipzig und Straßburg, wo sie 1903 ihr Staatsexamen ablegte. Nach der Promotion arbeitete sie an der Charité in Berlin; als zweite Ärztin in der Geschichte der Klinik. Hirsch verließ die Charité 1919 und konzentrierte sich auf die Praxis, da ihr kein Gehalt gezahlt wurde. Die Ermächtigung des Nazi-Regimes bedeutete, dass Hirsch als Jüdin, ihrer Krankenversicherungslizenz beraubt wurde und nicht mehr Nichtjuden behandeln durfte. Im Oktober 1938 gab sie ihre Praxis auf und wanderte nach London aus, wo sie bei einer ihrer Schwestern lebte. Da ihre Lizenz von den britischen Behörden nicht anerkannt wurde, arbeitete sie als Laborantin und später als Übersetzerin. Vier Jahre nach ihrem Tod nahm der Assistent von Hirschs ehemaligem Kollegen an der Charité in seiner Habilitationsschrift Hirschs Erkenntnisse über die Durchlässigkeit der Nierenwand auf und bestätigte sie. In Erinnerung an ihre Entdeckung nannte er den bewährten Prozess Hirsch Effect, ihr Ruhm lebt nicht nur in der Wissenschaft, sondern auch auf dieser Berliner Straße weiter.
Rahel-Hirsch-Straße, 10557 Berlin
Station: U55, S3, S5, S7, S9 Hauptbahnhof
Bertha-Benz-Straße
Meine Namensvetterin, Bertha Benz (1849-1944) war eine deutsche Automobilpionierin, Geschäftspartnerin und Ehefrau des Automobilerfinders Karl Benz. 1888 war Bertha die Erste, die ein Automobil über eine lange Strecke fuhr, das Patent Motorwagen rigoros im Feld testete, Bremsbeläge erfand und mehrere praktische Probleme während ihre 105 Kilometer langen Fahrt löste. Damit bewiesen sie und ihre sie begleitenden Söhne die Alltagstauglichkeit der Pferdekutsche mit der Fahrt von Mannheim nach Pforzheim und zurück. Diese Reise wurde zu einem großen Erfolg – mit heute fast einer Milliarde Fahrern weltweit! Es ist wahrscheinlich eine der erfolgreichsten Marketingkampagnen aller Zeiten und hat definitiv zu ihrem Ruhm beigetragen. Vielleicht „besucht“ so mancher Benz heute noch diese Straße. Ob mit oder ohne Auto die Erkundigung dieses Viertels lohnt sich, da gibt es noch viel mehr Persönlichkeiten zu entdecken. Versprochen!