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„Handgemacht in Berlin“ – Zu Besuch in der Königlichen Porzellan Manufaktur Berlin

von Jen
Ein Bilde vom alten Brennofen in der KPM Berlin.

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KPM Berlin – 255 Jahre Geschichte

Getreu dem Motto „I stand My Ground“ lässt sich die KPM Berlin von Herausforderungen und Veränderungen nicht beeinflussen, und beweist auch in schwierigeren Phasen Beständigkeit und punktet durch ihrem eigenen Anspruch und Präzision, Eleganz und Hochwertigkeit. Das Resultat: Ein Ur-Unternehmen mit Feingefühl für neue Trends, gewissenhafte Qualität und Traditionsbewusstsein.

© Janina Wagner

Mit 255 Jahren hat die KPM Berlin ihren Weg gefunden und setzt auf zeitlose Entwürfe mit höchster Qualität. Nicht zuletzt sorgen 10 Qualitätskontrollen für optimale Porzellanstücke mit Charakter. 

Rund 200 Mitarbeiter beschäftigt die KPM in der Hauptstadt. Wer hätte gedacht, dass es ganze 29 Arbeitsschritte, 14 Arbeitstage und 25 Manufakturisten braucht, um eine weiße Porzellantasse zu fertigen. Wir wollten uns die Manufaktur und die einzelnen Arbeitsschritte mal etwas genauer ansehen und sind immer noch angetan von den KPM-Schätzen.

Porzellan Herstellung in der KPM Berlin. Der Königlichen Porzellan Manufaktur.
© Janina Wagner

KPM Berlin – Von der Idee zum Porzellan-Stück

Ein Vormittag in den Hallen der KPM Berlin und wir sind sprachlos. Vor uns liegen hunderte Porzellantassen, -teller und –untersetzer, sowie Gips- und Kunststoffformen. Weiter weg sehen wir Brennöfen, Maschinen und Mitarbeiter, die sorgfältig jedes einzelne Stück überprüfen und konzentriert bei der Arbeit sind. So einen Porzellanteller herzustellen wird doch nicht allzu schwierig sein, nahm ich vor gut 24 Stunden noch an. Bis ich eine ausführliche Führung durch das Gebäude der KPM hinter mir hatte. 

Die Porzellan-Herstellung

Die Porzellanmasse besteht zur Hälfte aus Kaolin und zu je einem Viertel aus Feldspat und Quarz. Die genaue Mischung bleibt geheim. Sind diese Rohstoffe sehr rein, entsteht Porzellan, das den Anforderungen der KPM Berlin gerecht wird. In Verbindung mit Wasser können die Rohstoffe vermischt und von Ausgangsstoffen gesiebt und befreit werden. Die entstandene Masse wird nun in Feuchtekellern mit fast hundertprozentiger Luftfeuchtigkeit gelagert.

Die Formen für die Porzellan-Herstellung

Wenn ein Porzellanstück durch die Gusstechnik hergestellt wird, wird eine Form benötigt. Alleine schon die Herstellung dieser Form unterliegt mehreren Schritten. Zuerst wird eine genaue Zeichnung angefertigt, nach der ein Gipsmodell angefertigt wird. Im zweiten Schritt wird eine zweite größere Gipsform angefertigt. Warum das Ganze? Weil das Porzellan im Ofen und beim Trocknen an Volumen verliert. Anschließend wird eine Mutterform gefertigt, die als Vorlage für die letztendliche Kunststoffform dient. Die Kunststoffform dient als sichere Vorlage. 

Porzellan Herstellung in der KPM Berlin. Die Königliche Porzellan Manufaktur Berlin.
© Janina Wagner

Das Porzellan wird allerdings in die Gipsformen gegossen, da dieses die Eigenschaft hat viel Wasser aufzunehmen. So entzieht die Form der eingefüllten Masse Feuchtigkeit und es entsteht an den Wänden der Form eine harte Schicht. Ist die gewünschte Festigkeit erreicht, kann die überflüssige Masse einfach aus der Form entfernt werden. Nach einer weiteren Trockenphase kann die Form geöffnet werden. Bei Porzellanstücken die geformt und gedreht werden, muss die Masse entsprechend fester sein. 

Nicht jedes Porzellan wird in einem  Stück gefertigt. Meistens werden Henkel, Deckel oder Knöpfe erst später zusammengesetzt. Es kann schnell passieren, dass 15 verschiedene Formenteile zusammengesetzt werden. All dies muss noch in einem feuchten Zustand passieren, damit man sie gut miteinander verarbeiten kann. Die Gegenstände werden per Hand mit einem Pinsel oder auch Schwamm aneinander verputzt.

Nach einer von vielen Qualitätskontrollen geht es auch schon ab in den Brennofen. Bei 980 Grad wird das Porzellan gebrannt. Hier wird den „Scherben“, so nennt man das noch nicht fertiggebrannte Porzellan, das letzte Wasser entzogen und die Festigkeit gestärkt. Anschließend wird das Porzellan in blaue Farbe getaucht, um feine Risse erkennbar zu machen – eine erneute Qualitätskontrolle. Beim zweiten Brand verschwindet die blaue Farbe.

Die Glasur

Nun ist das Glasieren dran. Stücke, die eine Glasur erhalten sollen, werden meistens von Hand in eine Wanne mit Glasur geführt. Soll ein Stück an einer Stelle nicht glasiert werden, so muss diese Stelle mit per Hand mit Wachsversiegelt und so geschützt werden. Im zweiten Brand verbindet sich die Glasur fest und dauerhaft mit dem Porzellanstück. Das passiert bei einer Temperatur von 1420 Grad eingesetzt. Das Porzellan schrumpft in diesem Brennvorgang auf die Größe der ersten Gipsform. 

Porzellan Herstellung in der KPM Berlin. Die Königliche Porzellan Manufaktur Berlin.
© Janina Wagner

Zusammenfassung:

  1. Zeichnung anfertigen.
  2. Eine Gipsform im 1:1 Maßstab herstellen.
  3. Eine 16% Prozent größere Gipsform anfertigen (Porzellan schrumpft ungefähr um 16% beim Brennen).
  4. Eine Mutterkunststoffform herstellen, als Ur-Form.
  5. Das Porzellan in die größere Gipsform füllen und in den Brennofen geben.
  6. Jetzt das Porzellan auf Risse untersuchen.
  7. Anschließend das Porzellan zusammensetzen, wenn die Griffe oder Verzierungen getrennt voneinander gegossen wurden.
  8. Nun das Porzellan glasieren und brennen.
  9. Das Porzellan bemalen und brennen.
  10. Ornamente in Gold oder Silber verzieren und brennen.

Die letzte, besondere Veredelung: die Malereien

Ist das Porzellan fertig gebrannt und weist keine Fehler mehr auf, kann es von den hauseigenen, ausgebildeten Malern und Malerinnen künstlerisch bemalt werden. Jedes Stück wird frei von Hand bemalt und ist somit ein Unikat. Die Farben werden mit verschiedenen Ölen hergestellt angemischt und können vor dem letzten Brand einfach abgewischt werden. Sehr aufwendige Malereien werden zwischenzeitlich gebrannt, um die Zwischenschritte zu sichern. Bei den letzten Bränden im Malereiprozess wird der Brennofen auf eine Temperatur von ungefähr 860 Grad gestellt. Hier kommt ihr zu unserem interessanten Interview mit KPM Porzellan-Malerin Annette Reimann.

Eine Zeitreise durch die Geschichte des „weißen Goldes“

© Janina Wagner

1751 Der Berliner Fabrikant Wegely lässt Porzellan-Manufaktur in Berlin errichten.

1763 König Friedrich II. von Preußen kauft die Manufaktur. Er gibt ihr ihren heutigen Namen Königliche Porzellan-Manufaktur und als Zeichen das kobaltblaue Zepter. 

1806 Napoleons Truppen besetzen Berlin und beschlagnahmen die Manufakturkasse. Lager in Breslau und Warschau werden versteigert. 1815 endet der Befreiungskrieg und die KPM kann wieder frei produzieren.

1873 Die KPM zieht an den Rand des Tiergartens direkt an die Spree, was den Warentransport erleichtert.

1918 Die KPM wird zur staatlichen Porzellan-Manufaktur. Mit Ende des zweiten Weltkrieges wird die Stadt Berlin Eigentümer. 

1938 175-jähriges Bestehen der KPM. Viele Künstler werden durch die Nationalsozialisten entlassen. 

1943 Ein Bombenangriff zerstört das Manufaktur-Gebäude samt Maschinen und Materialien.

1945 Mitarbeiter bauen die Berliner Manufaktur eigenhändig wieder auf. 

1988 Der Senat beschließt die KPM wieder als Königliche Porzellan-Manufaktur Berlin GmbH firmieren zu lassen.

2003 Das KPM-Quartier wird renoviert und die Produktionstechnologie wird auf den neuesten Stand gebracht.

2006  Der Berliner Bankier Jörg Woltmann übernimmt die KPM als Alleingesellschafter/Inhaber. Heute führt er gemeinsam mit Geschäftsführerin Martina Hacker das Unternehmen. 

Das KPM-Hoffest 2019

Und wer nun richtig neugierig geworden ist und selbst mal zum Entdecker bei der KPM Berlin werden möchte, kann das vom 14. – 16.06.2019 tun. An diesem Wochenende lädt die Königliche Porzellan-Manufaktur zu ihrem jährlichen Hoffest ein. Direkt im KPM-Quartier im Tiergarten könnt ihr von den Manufakturisten mehr über die Herstellung des Berliner Porzellans erfahren und zwischen Live-Musik, Snacks, Getränken und Kinderprogramm in der hauseigenen Mitmach-Manufaktur selbst kreativ werden.  Der Eintritt zum Fest ist kostenlos. 

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