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Beauty

Ein neuer Haarschnitt in Paris – wie finde ich einen bezahlbaren Friseur

von Overview
ein Gif von Audrey Hepburn

Mit einem Haarschnitt zur Pariserin

Nun lebe ich schon seit ein paar Monaten in der französischen Hauptstadt, spreche ihre Sprache (oder gebe mir zumindest Mühe), esse Berge von Crêpes und trinke Rotwein. Täglich stürze ich mich mit unzähligen anderen in das Gedränge der Metro, flaniere an der Seine entlang und sitze im Café. Auf der Fashion Week war ich auch schon. Macht mich das zur Pariserin? Wohl kaum. Denn wenn es nach den Parisern ginge, müsste ich in hier geboren oder zumindest über 100 Jahre hier wohnhaft sein. Aber damit ich zumindest optisch als Ortsänassige durchgehe, ist der erste Schritt logisch: Ein neuer Haarschnitt. Jetzt stelle ich mir als Studentin natürlich die Frage wo finde ich einen bezahlbaren Friseur in Paris?

Also ab in die Isec-Friseurschule. Dort wird ab 1945 das schnittige Handwerk gelehrt. Und nicht nur theoretisch gepaukt, sondern auch gleich praktisch angewandt. Im hauseigenen Friseur-Salon kann man sich nämlich zu bezahlbaren Preisen in die Hände des Coiffeur-Nachwuchses begeben. Und wer wüsste besser über Geschichte und Zukunft der „Coiffeurs-Kunst“ Bescheid als dessen Schüler? Mission: einen bezahlbaren Friseur in Paris finden abgehakt.

Sie stehen schon in den Startlöchern: Die Azubis der ISEC.

Einmal Pariser Chic!

„Bonjour! Was darf´s denn sein?“ werde ich freundlich am Empfang begrüßt. Öhm, ja. Pariser Chic halt. Und bei Ausdrücken wie „gestuft“, „seidig schimmernd“ und „soll mein Gesicht vorteilhaft in Szene setzen“, stoßen meine Französisch-Kenntnisse sowieso an ihre Grenzen. Also frage ich nach Beratung. Ein bisschen kürzer und auch farbliche Highlights.

„Wichtig ist vor allem dein persönlicher Stil und deine Wünsche“ erklärt mir die 17-jährige Céline, als ich sie darum bitte, mich in eine Pariserin zu verwandeln. Die angehende Friseurin ist in ihrem zweiten Lehrjahr. Da ich nicht wirklich definieren kann, was mir vorschwebt, werden mir Kataloge und Zeitschriften hingelegt und so blättere ich durch Klatsch und Tratsch, auf der Suche nach einem Vorbild. In Absprache mit der Auszubildenden einigen wir uns auf ungefähr Schulterlänge und bi-colore, kupfer–und honig-farbene Strähnchen.

Mit vereinten Kräften

Zu Célines Unterstützung wird noch Eloise hinzugerufen und so wuseln die beiden mit vereinten Kräften in meinen Haaren herum. Ich beobachte, wie eine rote Tinktur angerührt und Strähne für Strähne in Folie eingelegt wird. Rötliche Löckchen erwarten mich. Wie werde ich aussehen nach der Verwandlung? Wie eine zweite Marion Cotillard oder geht´s doch eher in die Richtung einer Tochter von „Es“, dem gruseligen Clown von Stephen King?

Aber die beiden Mädels scheinen ganz zuversichtlich zu sein. In Absprache fertigen sie Farbe an, setzen mich unter eine Wärmehaube und waschen die Colorierung schließlich aus. Beim Schnitt legt Lehrmeisterin Isabelle dann aber selbst Hand an. Da ich nicht bei allen Fragen sprachlich mitkomme, sage ich einfach zu allem Ja und Amen. Ich bin ganz d´accord. Wahrscheinlich hält man mich deswegen auch für leicht beschränkt. Denn als Isabelle mich auffordert, mich nach unten zu bücken, damit sie einen groben Schnitt über Kopf machen kann, nicke ich auch nur begeistert ohne mich zu rühren. „Oui, Oui“. Dann ist aber alles klar und ich bin voll drin in meiner Transformation.

„Attraktivität ist der Pariserin sehr wichtig“, erklärt mir Isabel, während sie munter an mir herumschnippelt. „Dabei spielt die Frisur natürlich eine große Rolle. Denn Haare sind wie Kleidung, sie machen den Stil aus.“ Und was ist bei den Damen hier gerade en vogue? „Generell soll eine jugendliche Frische ausgestrahlt werden“. Und wie die durch die Frisur ausgedrückt werden kann, das wird hier an der Schule gelehrt. Dabei hält sich der Lehrplan strikt an Tradition. Dunkle, weiche Locken à la Ines de la Fressange gelten als Sinnbild der Pariserin. Als ich in den Spiegel schaue, sehe ich zwar nicht aus wie Lagerfelds Muse, aber der Haarschnitt geht zumindest schon mal in die Richtung.

Das Team ist zufrieden. Und versammelt sich bereitwillig für ein Foto. Und ich?

 

Nach knapp zwei Stunden Verwandlung: Mein neuer Look!

Ich trete hinaus ins grau-nebelige Paris. Fühle ich mich verändert? In der Metro werde ich nach dem Weg gefragt. Während des kleinen Plauschs mit einem Istanbuler Doktoranden erzähle ich von meiner Kölner Herkunft. Er ist überrascht: „Wie? Sie sind gar nicht von hier?“ Na wer sagt´s denn.

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