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Fashion

„Es begann im Kleiderschrank meiner Mutter…“ Mode-Designer Dawid Tomaszewski über seinen Weg zur Mode

von Jen
Portrait Mode-Designer Dawid Tomaszewski.

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10 Jahre Dawid Tomaszewski

Mode-Designer Dawid Tomaszewski hat es geschafft seine eigene unverwechselbare Handschrift zu finden. Er kreiert besondere und zeitlose Looks, die von Kunst und Architektur inspiriert sind. Seine Intention: Jede Frau soll sich in seinen Entwürfen noch schöner und noch eleganter fühlen.

Inspiriert wurde der deutsch-polnische Mode-Künstler von seiner Mutter, die selbst ein großer Mode-Fan ist. „Meine Mutter liebte schon immer Kleidungsstücke und hatte ein wunderschönes Ankleidezimmer mit einer großen Vielfalt an verschiedensten Fashion-Kreationen. Und sie sah immer so toll aus!“ Die Liebe zur Mode und zur Kunst wurde ihm somit schon als Kind in die Wiege gelegt. Seine kunstinteressierten Eltern haben den jungen Dawid oft zu Theater- und Opernbesuchen mitgenommen und ihn somit früh in die große Welt der Künste eintauchen lassen.

Wir haben den talentierten und nahbaren Dawid, der im kommendem Jahr sein 10-jähriges Jubiläum feiert, zu einem Plausch getroffen und viel Interessantes erfahren. Freut euch auf ein persönliches Interview, mit besonderen Tipps des Designers.

Interview mit Dawid Tomaszewski. Im Bild der Designer selbst und Redakteurin Jeniffer Gontovos.

Redakteurin Jen Gontovos interviewt den Mode-Designer Dawid Tomaszewski © Wendy Stephan

Overview: Dawid erzähl uns ein bisschen von deiner Kindheit. Wo bist du geboren?

Dawid Tomaszewski: Ich bin in Polen in der Nähe von Danzig auf einer wunderschönen Halbinsel geboren. Ich konnte sogar aus meinem Kinderzimmer das Meer betrachten. Das war echt toll und bedeutet natürlich auch, dass ich sehr naturverbunden bin. Meine erste Fashion-Affinität habe ich ganz ehrlich im Kleiderschrank meiner Mutter entdeckt. Sie hatte ein tolles und großes Ankleidezimmer und war auch eine sehr modebewusste und elegante Frau. Dazu muss ich allerdings sagen, dass meine Eltern nichts mit Fashion oder Mode zu tun hatten. Jedoch haben sie mich bei meiner Berufswahl komplett unterstützt. Vor allem meine Mutter hat mich auf meinem ganzen Weg besonders gestärkt und an mich geglaubt.

Jetzt sind meine Eltern natürlich schon älter und arbeiten nicht mehr. Sie genießen das Leben und reisen viel. Auch mir haben sie die Möglichkeit gegeben in meiner Kindheit viel zu reisen, viel zu sehen und viel zu erleben. Das ist wahnsinnig wichtig. Deswegen bezeichne ich mich auch nicht gleich als einen Polen, sondern als Bürger der Welt.

O: Hast du eine Ausbildung oder ein Studium gemacht im Mode-Bereich?

D.T.: Ich habe ein internationales Abitur auf Englisch in Polen gemacht. Mein Koffer war schon ein Jahr davor gepackt, weil ich wusste: ich will nach London. Ich wollte in die weite Welt hinaus. Einfach selbstständig sein und leben. Mit 19 bin ich dann nach London gegangen und habe einen Studienplatz im College of Fashion bekommen. Nach 1,5 Jahren war mir alles jedoch zu viel. Die Stadt war so groß und bunt und die Mitstreiter zu wild. Wie es der Zufall so wollte, habe ich in Berlin Freunde besucht und mich sofort in die Stadt verliebt. Ich fühlte mich wie Zuhause. Das hört sich zwar komisch an, aber es hat sich wahnsinnig toll angefühlt. Vor allem, weil ich nie nach Deutschland oder Berlin wollte. Es ist aber irgendwie dann doch so gekommen und jetzt bin ich schon seit fast 20 Jahren hier.

O: Was war es genau, das dich so verzaubert hat in Berlin?

D.T.: Berlin hatte etwas von dem Danziger-Flair und es hat viele Seen, viel Natur – es hat einfach gepasst. So wurde aus drei Monaten ein Zuhause fürs Leben. Ich suchte mir eine Wohnung und fing an Mode an der Universität der Künste in Berlin zu studieren. Und wie das manchmal so ist im Leben, kam ich wieder an einem Punkt an, an dem mir Mode alleine zu wenig war. So fing ich an, in einem Fernstudium Kunstgeschichte an der Academy of Fine Arts in Posen (Polen) zu studieren. Ich lebe meine künstlerische Seite in meiner Mode aus und ich liebe die Kombination aus Kunst und Mode. Natürlich habe ich auch nebenbei eine Menge Praktika absolviert, das gehört einfach mit dazu. Ich war in Paris, in Italien oder auch für ein halbes Jahr in Boston, wo ich an einem Projekt mit Reebok mitgewirkt habe.

O: Du warst auch sehr erfolgreich als Designassistent bei Comme des Garçons in Tokio. Wie war diese Zeit für Dich?

D.T.: Genau, ich war in Paris und in Tokio bei Comme des Garçons. Ich hab mit einem Praktikum angefangen und wurde letztendlich Designassistent. Das war eine wahnsinnig schnelle Zeit. Aber ich muss dazu sagen, dass ich auch sehr ungeduldig und schnell bin. Manchmal muss ich mich sogar selbst bremsen. Die Wochen waren sehr lang und nach zwei Jahren war ich sehr erschöpft. Mir wurde sogar eine bessere Position angeboten, allerdings war es Zeit meinen eigenen Weg zu gehen. Ich hatte damals schon erste Veröffentlichungen in der Vogue, Preise verliehen bekommen und auch schon ein paar eigene Kreationen im Kopf. Die Zeit war gekommen mein eigenes Label zu gründen.

Portrait Mode-Designer Dawid Tomaszewski.

Portrait Mode-Designer Dawid Tomaszewski © Wendy Stephan

O: Was waren denn deine nächsten Schritte auf dem Weg zum Label Tomaszewski?

D.T.: Nach meinem Geburtstag entschloss ich mich ein eigenes Atelier anzumieten. Ein ganz kleiner Raum – der Computer stand gleich neben der Nähmaschine. Wir konnten nicht telefonieren, wenn die Nähmaschine an war. Das war verrückt. Unerwartet kam irgendwann eine Anfrage von Mercedes-Benz an, ob ich nicht meine eigene Show machen möchte auf der Mercedes Benz Fashion Week. Natürlich sagte ich ja. Damals waren wir nur zu zweit: meine Assistentin und ich. Es musste also schnell noch eine Praktikantin her. Am Ende haben wir die Show gerockt.

O: Wir war es für Dich, Deine erste Show mitzuerleben?

D.T.: Das war an einem Samstag. Die Sitzplätze waren nur zur Hälfte besetzt.
Samstag war immer der schlechteste Tag. Aber nach meiner ersten Show hatte ich dieses Problem nie wieder. Wir waren immer komplett ausgebucht. Die Menschen haben anscheinend etwas Neues gesehen. Es war glamourös und es gab viel zu sehen: Volumen, Swarovski, Couture und Glitzer. Ich glaube, nach dieser Show haben viele gedacht, da muss eine große Firma dahinter stecken. Und wir saßen in einem 20 qm Raum, nähten alles zusammen und gaben einfach unser Bestes. Wir hatten nicht einmal Zuschnitt-Tische. Es wurde alles auf dem Boden zugeschnitten und zur Näherin geschickt. So entstanden unsere ersten 18 Looks, die wirklich nicht perfekt waren. Ich habe teilweise vieles selbst genäht und bestickt. Aber so hat alles seinen Lauf genommen und immer mehr Kunden bekommen. Und jetzt stehe ich hier.

O: Hattest du ein Vorbild auf deinem Weg?

D.T.: Mein Design-Vorbild war immer schon Christopher Balenciaga. Er hatte die Frauenkörper neu erfunden. Alles wurde viel kastiger – er schuf eine neue Form des Frauendaseins. Und natürlich waren meine Mama und meine Freunde, immer an meiner Seite. Das sind sie bis jetzt.

O: Wie lang ist Deine längste Freundschaft?

D.T.: Meine aller längste Freundschaft geht schon über 30 Jahre. Eine tolle Freundin aus Danzig, die jetzt in London lebt. Mit ihr telefoniere ich auch wahnsinnig viel – vielleicht sogar jeden zweiten Tag. Sie macht auch nichts mit Fashion oder Mode. Eigentlich machen die meisten meiner guten Freunde nichts mit Mode. Das finde ich auch gut und sehr spannend– man trifft sich auf einer ganz anderen Ebene. Natürlich darf ich hier meine Liebe Marina Hoermanseder nicht vergessen. Wir sind ganz enge Vertraute und seit drei Jahren haben wir eine ganz besondere Freundschaft.

O: Was ist so besonders an Marina?

D.T.: Sie ist so ein fantastisches Wesen und eine so warmherzige Freundin, Wegbegleiterin und Unterstützerin. Wir telefonieren 7 Mal am Tag. Auch wenn wir ein privates Leben haben, müssen wir viel telefonieren. Wir haben uns gefunden und werden uns nie wieder hergeben. Wir helfen uns gegenseitig immer und unterstützen uns in jeder Lage. Neid gibt es bei uns nicht.

O: Was sollte man als Designer nicht machen?

D.T.: Jeder hat seinen eigenen Weg. Man kann niemanden vorschreiben wie er sein soll. Aber man sollte Reue zeigen und auch selbstkritisch sein. Das bin ich auch. Hochmut kommt vor dem Fall. Lieber der Kumpel-Typ sein. Ich habe mich beispielsweise am Anfang meines künstlerischen Daseins versteckt und mochte die Öffentlichkeit nicht. Ich war unsicher und wusste noch nicht genau, was ich kann und war mir nicht sicher, was ich überhaupt alles von mir persönlich zeigen wollte.

0: Was macht Dir in Deinem Beruf am meisten Spaß?

D.T.: Genau das, was wir jetzt nicht zeigen dürfen. Denn die Vorbereitungen zu meiner neuen Kollektion laufen auf Hochtouren. Ich sehe mein Atelier immer als ein Labor an. Wir recherchieren, kreieren, kombinieren, erfinden und tüfteln Wochen lang. Wir spielen mit verschiedenen Materialien und denken um die Ecke.

O: Was nervt dich so richtig an Deinem Beruf?

D.T.: Zahlen. Ich habe mich zwar inzwischen daran gewöhnt und muss auch ab und auf Zahlen schauen, aber Excel ist nicht mein Freund.

O: Was wäre denn dein Plan B, wenn Du kein Designer wärst.

D.T.: Ein Plan B behindert einen nur. Es ist mir bestimmt Designer zu sein und Künstlerisches zu machen. Was ich vielleicht noch parallel machen würde, hätte bestimmt etwas mit kochen zu tun. Ich liebe kochen.

O: Wie bekommt man den perfekten Look hin?

D.T.: Stell dich auch mal kritisch vor den Spiegel und betrachte dich selbst. Egal wie teuer man sich einkleidet, ob 10 Euro oder 350 Euro, die Kleidungsstücke müssen zu dir passen. Verkleide dich bloß nicht und schon hast du den perfekten Look. In dem Moment ist es egal ob du eine Jogginghose zu Cowboy-Stiefeln kombinierst – wie ich heute.

Portrait Mode-Designer Dawid Tomaszewski.

Mode-Designer Dawid Tomaszewski in einem lässigen Look mit Jogginghose © Wendy Stephan

O: Auf was dürfen wir diesen Winter nicht verzichten?

D.T.: Auf Farbe! Dadurch, dass der Winter oft so Grau ist, sind Farben phänomenal. Holt euch einen tollen Mantel und warme, trendige Schuhe.

O: Deine Lieblingsfarbe?

D.T.: Orange. Ich liebe warme Organe-Töne. Wir haben fast in jeder Kollektion ein warmes Orange.

O: Winter oder Sommer?

D.T.: Ich dachte immer, dass meine Kollektionen mehr für den Winter gemacht sind, weil ich ein totaler Layering-Look-Fan bin. Ich bin Skorpion und somit ein Herbst-Liebhaber. Ich liebe Mäntel, Strick, Mützen und tolle große Tücher. Und ich liebe auch Skifahren. Mein letzter Skiurlaub mit Marina Hoermanseder war so schön.

O: Wie sollte man sich im Büro kleiden?

D.T.: Das ist natürlich firmenabhängig. Ich hatte das Glück, dass ich schon immer alles anziehen konnte. Natürlich helfe ich auch meinen Kunden ihre Garderobe zusammenzustellen. Ich glaube, fürs Büro oder für einen Business-Tag sollte man eher zu eleganten Kleidungsstücken greifen.
Solange es allerdings niemanden stört, kann man auch hier sehr frei sein.

Bild vom Atelier von Mode-Designer Dawid Tomaszewski.

Kollektionsteile des Mode-Designers Dawid Tomaszewski © Wendy Stephan

Bild vom Atelier von Mode-Designer Dawid Tomaszewski.

Im Atelier des Mode-Designers Dawid Tomaszewski © Wendy Stephan

O: Auf was achtest Du bei einem Menschen besonders? Worauf legst Du wert?

D.T.: Das Gesicht. Ich liebe Gesichter, speziell die Augen. Kleidung kann man sehr schnell ablegen und wechseln. Wenn die Augen, die Aura und das Selbstbewusstsein stimmen, dann ist alles gut. Und die Schuhe! Ich bin ein totaler Schuh-Freak.

O: Bist Du eher ein Kopf- oder Herzmensch?

D.T.: Herz und dazu muss ich auch leider sagen. Es gibt immer wieder Enttäuschungen, das gehört zum Leben. Wichtig ist es, den Glauben an die Menschen nicht zu verlieren, auch wenn man oft enttäuscht wurde. Das probiere ich mir zu bewahren.

O: Wovor hast Du besonders Angst?

D.T.: Zu versagen. Ganz einfach. Das wäre für mich ganz schlimm. Auch für Menschen nicht da sein, die dir so viel Liebe und Wärme schenken.

O: Earlybird oder Nachtigal?

D.T.: Beides. Ich stehe früh auf und gehe spät ins Bett. Ist zwar eine ungesunde Mischung, aber so ist es. Ich tüftele abends ganz viel. Deswegen gibt es bei uns auch Firmen Handys, damit ich abends und nachts die Mitarbeiter mit meinen Ideen nicht belästigen kann. Da kann es schon vorkommen, dass sie morgens 30 Nachrichten mit Fotos auf dem Handy haben.

O: Dein persönliches Lebensmotto?

D.T.: Sei immer rein mit dir selbst und glücklich! Hab Menschen um dich herum, die aufrichtig sind und dich glücklich machen.

O: Nächstes Jahr feiern wir 10 Jahre Dawid Tomaszewski. Auf was können wir uns freuen? Hast Du etwas Besonderes geplant?

D.T.: Es wird eine wunderschöne Märchenwelt kreiert. Was ich damit genau meine, werdet ihr im Januar 2019 sehen.

Bild vom Overview Magazine Team mit Mode-Designer Dawid Tomaszewski.

Das Overview Magazine Team mit Mode-Designer Dawid Tomaszewski © Wendy Stephan

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