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Fashion

WM-Trikot 2018: Eine Design-Analyse

von Hannah

Schöne Weltmeister 2018

Endlich ist es wieder so weit. Es wird mitgefiebert, es wird gelacht, geschrien, gejubelt, geneckt und geschmachtet. Mit dem Auftaktspiel Russland gegen Saudi-Arabien startete die Fußball-WM 2018 am vergangenen Donnerstag.

Ich persönlich liebe die Weltmeisterschaft (WM) und Europameisterschaft (EM) Zeit sehr. Die Atmosphäre, das Gemeinschaftsgefühl und die Euphorie reißen mich immer wieder mit. Aber, das Auge isst ja bekanntlich auch immer mit und Kleider machen Leute. Das ist auch in der Sportwelt nicht anders. Schöne Männer mit strammen Beinen und engen Shirts gestalten für die nächsten Wochen unausweichliches Entertainment.

Um vom gestrigen Deutschland gegen Mexiko Spiel etwas abzulenken, möchte ich hier unser neues Weltmeisterschaftstrikot 2018 einmal genauer unter die Lupe nehmen. Denn für mich war das WM-Trikot im ersten und auch im zweiten Augenblick zwar nett, aber unglaublich einfallslos. Doch bei genauerer Betrachtung verstand ich den kreativen Ansatz des neuen alten Designs. Und der ist gar nicht mal so doof. 

Langweilig: Neues altes retro Trikot

Im vergangenen Herbst veröffentlichte der DFB sein neues Trikot für die Fußball-Weltmeisterschaft 2018 in Russland. Meine Enttäuschung war zunächst groß. Ich hielt es für einfallslos, langweilig und gar nicht reflektierend für das, was wir sind. Wir sind Multikulti und wir sind Titelverteidiger. Doch das neue Hemd lässt auf nichts von beidem schließen -zunächst. Das neue Design wurde von unserem WM-Trikot 1990 aufgegriffen und “neu interpretiert”, wie man so schön sagt. Damals dominierten die deutschen Nationalfarben Schwarz-Rot-Gold das weiße Shirt. Diese wurden jetzt durch Grautöne ersetzt. Wir sind aber keine graue Maus und Deutschland sieht nicht nur schwarz-weiß. Da steckt doch viel mehr in unserer Mannschaft, als das neue Trikot hergibt.

© Overview Mag / Trikot 1990 vs 2018

Der schwarz-rot-goldene Adidas-Börsenkurs?

Das WM-Trikot von ’90 ist dasselbe wie das Fußball-EM Trikot von 1988. Das war eine Heim-EM. Man wollte mit diesem Trikot auffallen, Aufregung erzeugen und schreien: Hier kommen wir. Auf der Brust prangten drei zackige, breite Streifen in Schwarz-Rot-Gold. Für was genau die Zacken stehen ist mir ein Rätsel. Dennoch eigentlich ein historischer Moment. Zum ersten Mal waren unsere Nationalfarben so prominent auf den Hemden abgebildet, wie noch nie zuvor.

Vielleicht ist es auch ein subtiles politisches Statement gewesen? Wer weiß. Ich lasse hier Raum für eigene Gedankengänge.

’54, ’74… ’90!!!

Rom, 08. Juli 1990 – Die Endrunde der Fußball-Weltmeisterschaft. Die Deutsche Nationalelf steht im Finale gegen Argentinien. Ein Dé­jà-vu, denn bereits vier Jahre zuvor standen sich die beiden Nationalmannschaften im Finale gegenüber und Argentinien gewann. Doch diesmal kommt es anders. Andreas “Andi” Brehme verwandelte einen Strafschuss in das einzige Tor und machte uns so zum Weltmeister 1990. Das Weltmeistertrikot wurde zum Verkaufsschlager und ist auch heute noch ein Modestatement.

Mission: Titelverteidigung

Bei der Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien holten wir uns unseren vierten Stern. Verdient. Die Mannschaft eroberte bereits früh die Herzen der Zuschauer weltweit und wurde zum Symbol für Teamgeist.

Jogis Ziel für diese WM? Ganz klar: Den Titel verteidigen. Bislang haben dies nur Italien und Brasilien geschafft. Doch das ist eine Weile her. Seit nunmehr 56 Jahren liegt dieser WM-Fluch über den Spielen. Doch Jogi Löw und unsere Jungs sind ehrgeizig. Wir wollen den fünften Stern.

Doch was hat das nun mit dem aktuellen Trikot zu tun? Die Antwort ist einfach: Alles.

Nostalgie als Motivation

Zum Einen hat das deutsche WM-Gewinnerhemd von 1990 schon lange Kultstatus erreicht. So mancher Hipster, Blogger, Influencer oder internationale Prominente schmückt sich gerne mal mit diesem retro Fußball-Shirt. Oh welch Nostalgie.

Doch der eigentliche Gedanke hinter dem neuen Design ist ganz einfach: Motivation.

Jogi’s Mission Die Mannschaft zum erneuten Sieg zu führen, den Bann zu brechen und den Titel zu verteidigen, sollte sich im neuen Trikot wiederfinden. Was gibt es da besseres, als an vergangene Gewinne zu erinnern, in Gedanken zu schwelgen, Glücksmomente wieder erleben und ein Stück vom Glück an die nächste Generation weiterzugeben. Das Trikot erinnert an den Triumph, die Euphorie und das Geschick, das die deutsche Nationalelf 1990 zum Weltmeister machte. Es soll ebenfalls motivieren, dafür zu kämpfen, dass der nächste Titel eben nicht noch einmal 24 Jahre auf sich warten lassen darf.

Also, lasst uns auf unsere Erfolge fokussieren und drücken der deutschen Nationalmannschaft alle Daumen für das kommende Spiel gegen Schweden. Ich bin nun voll motiviert.

Hier haben wir euch noch einmal eine Galerie zusammengestellt mit allen bisherigen Weltmeistertrikots der deutschen Nationalmannschaft. Eine tolle Entwicklung.

 

Platz 12: Deutschland (Gruppe F)

„Die Sommernacht von Rom, Andi Brehmes Strafstoß, Frank Beckenbauers Spaziergang. Klar, das Design von 1990 ist ein echter Klassiker – aber im Grunde ist es das auch einzig und allein wegen des Erfolgs. Der schwarz-rot-goldene Adidas-Börsenkurs („Der Markt hat immer recht“) auf der Brust der deutschen Kicker hat sich damals ebenso wenig erschlossen wie 28 Jahre später. Das Ganze wurde nun einmal gespiegelt und in verschiedenen Grautönen etwas dezenter neuinterpretiert – Deutschland ist schließlich auch im Recycling Weltmeister. Das goldene Fifa-Abzeichen, das nur der amtierende Titelträger ausführen darf, wirkt leider wie ein Fremdkörper. Aber das ist wirklich Gejammer auf Höchstniveau.“ 

(www.spiegelonline.de; 13.06.2018)

Der Spiegel hat eine witzige Trikot-Analyse online gestellt, die ihr euch hier einmal selbst anschauen solltet.

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