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Interviews

Wir finden nicht, dass LEA leise ist. Mit uns sprach die Musikerin über ziemlich viel und das laut und deutlich

von Jen
Ein Porträt der deutschen Sängerin Lea

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Musikerin LEA im Interview

Es gibt Menschen, die ich nicht kenne, aber trotzdem auf Anhieb sympathisch finde. Diese Menschen strahlen oft eine innere Zufriedenheit aus. Sie wirken liebevoll und nahbar. LEA ist genau solch ein Mensch.

Mit 6 Jahren nahm sie Klavierunterricht und mit 12 schrieb sie die ersten eigenen Songs. Mit 15 realisierte sie das erste in Eigenregie gedrehte Video. LEA berührt mit ihren einfühlsamen Songs und ihrer nahbaren und sympathischen Seele Millionen von Menschen. Vor allem ihr Song LEISER geht unter die Haut. Das war auch der Grund, warum die talentierte Musikerin für den Bambi in der Kategorie: „Neuer Deutscher Musikstar“ nominiert wurde. Zwar hat es dieses Mal nicht geklappt, das goldene Reh mit nach Hause zu nehmen. Aber wir sind uns sicher, dass das nur eine Frage der Zeit ist.

Overview: LEA wann hast du angefangen Musik zu machen?

LEA: Musik war schon relativ früh ein wichtiger Bestandteil meines Lebens. Mit sechs Jahren ging es schon los mit Klavierunterricht. Mit 12 Jahren habe ich mich dann ausprobiert und angefangen meine eigenen Lieder zu schreiben. Es hat mir wahnsinnig viel Spaß gemacht selbst Texte zu schreiben und mich so auszudrücken und mitzuteilen. Mit 15 bin ich dann einen Schritt weiter gegangen. Ich habe meine ersten selbstgeschriebenen Songs vertont und aufgenommen.

Mein erstes Video habe ich in meiner Schule in der großen Schulpause aufgenommen. Alles, was wir hatten, war ein Videorekorder unseres Lehrers und ein Angelmikrofon. Es gab ja noch keine Smartphones. Natürlich war die Qualität schlechter, aber es hat geklappt. Ich habe das Lied einmal von Anfang bis Ende durchgesungen und anschließend auf Youtube veröffentlicht. Ohne große Schnitte oder Effekte.

O: Du wurdest relativ schnell bekannt über Youtube. Wie hat sich das angefühlt?

L: Es ging alles so schnell. In der ersten Woche wurde mein Video bereits 1000 Mal geklickt. Da dachte ich mir schon: Wow, das ist oft. Und dann wurde mein Video auch noch von Youtube gefeaturet. Es war auf der Startseite von Youtube für ganz Deutschland. Jeder, der in dieser Woche auf Youtube gegangen ist, hat mein Video ganz groß als Banner gesehen. Das Ganze hat dann eine riesige Welle genommen. Diese Klickzahlen zu sehen war so verrückt. Das war alles so ungeplant. Ich habe meinen Song wie eine von Millionen Menschen veröffentlicht und plötzlich wurde alles so groß.

Bis dahin hatte ich keinerlei Kontakte zum Musik-Business. Natürlich war ich froh, dass das alles in dieser „Youtube-Welt“ passiert ist und ich im echten Leben immer noch ich selbst sein konnte. Und nicht plötzlich von Show zu Show reisen musste. Das wäre damals natürlich viel zu früh gewesen. Ich konnte in Ruhe weiter Lieder schreiben.

O: Hattest Du das Gefühl, da anknüpfen zu müssen und die nächsten Songs aufzunehmen?

L: Ja und Youtube hat mich auch hier immer wieder gefeaturet und in Playlisten gepackt, warum auch immer. Es ging immer weiter so. Ich hatte alle 5-6 Monate immer wieder einen Song aufgenommen und online gestellt. Damals war alles noch nicht so stressig. Du musstest nicht täglich etwas veröffentlichen, wegen irgendeinem Algorithmus. Du hattest deine Follower und denen wurde es einfach angezeigt, wenn du ein neues Video veröffentlicht hast. Das waren entspannte Zeiten. Den Druck von heute gab es damals noch nicht.

O: Wie ging es nach Deiner Schulzeit weiter?

L: Nach der Schule brauchte ich erst eine Selbstfindungsphase. Ich musste mir selbst überlegen: Wo will ich eigentlich hin in meinem Leben? Bis dahin war mir gar nicht genau bewusst, dass ich Musik zu meinem Hauptberuf mache.

Ich wollte reisen und Sprachen lernen und entschloss mich mit 19 Jahren nach Argentinien zu gehen. In Argentinien war ich ungefähr ein halbes Jahr. Ich habe in einem Projekt mitgeholfen für Kinder, die in schwierigen sozialen Umständen gelebt haben. Diese Kinder konnten nach der Schule zu uns kommen und lernen, malen und abschalten. Ich habe ihnen beispielsweise Klavierunterricht gegeben.

Natürlich bin ich in der Zeit in Argentinien viel alleine rumgereist. Das war mir sehr wichtig. Ich wollte auf mich alleine gestellt sein und herausfinden, wer ich bin und wie sehr ich Einsamkeit aushalte. Nach all dieser Zeit, in der ich so behütet aufgewachsen bin und immer Sicherheit um mich herum hatte, wollte ich das Gegenteil erfahren.

O: Was hast du aus deiner Argentinien-Reise gelernt?

L: Es gab viele Situationen in Argentinien, an denen ich gewachsen bin und in denen ich erfahren habe, was ich aushalten kann. Ich habe eine Menge Selbstvertrauen gewonnen.

O: Wie ging es nach Deinem Argentinien-Aufenthalt weiter?

L: Ich wollte auf jeden Fall studieren und Musik weitermachen. Also habe ich in Hannover Sonderpädagogik und Musik studiert. Für Psychologie hat mein NC leider nicht gereicht. Mittlerweile bin ich darüber ganz froh, sonst hätte ich keine Zeit gehabt nebenbei Musik zu machen. So konnte ich alles parallel machen. Ich konnte studieren und immer zwischendurch Musik in Berlin aufnehmen. Mein Studiengang war sehr tolerant.

O: Was inspiriert Dich beim Liederschreiben?

L: Meine Lieder sind sehr autobiografisch. Schon damals habe ich viel über das Leben nachgedacht. Mein erster Song heißt: Wo ist die Liebe hin? Haben wir verlernt sie zu spüren? Heute denke ich mir: Mit 15 Jahren hast du diesen Song geschrieben?
Aber es kam so aus mir heraus und das Coole ist, dass ich heute durch meine Lieder und die Veröffentlichungen sehe, wie ich damals gedacht und gefühlt habe. Es waren wohl Themen, die mich beschäftigt haben – wie ein Tagebuch.

O: Kannst du Dich noch an Deinen ersten Auftritt erinnern?

L: Wow war ich aufgeregt. Natürlich war ich vorher auf Youtube sehr aktiv und habe Videos gepostet, aber vor Menschen auf der Bühne zu stehen, das ist was ganz anderes. Mein erster Auftritt war in Kassel vor 150 Menschen. Diese erste Überwindung auf die Bühne zu gehen und eigene Songs zu spielen, das war verrückt.

Die deutschen Sängerin Lea bei ihrem Auftritt im Stokke Summer House.

© Overview Magazine

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Was hast Du letzte Nacht gemacht?

Meine Küche weitergebaut. Ich bin gerade von Hannover nach Berlin gezogen und baue mit einem guten Freund meine Küche komplett neu aus Holz. Wir haben alle alten Möbel bis auf den Herd rausgeschmissen. Ich glaube, wir haben bis nachts um 23-24 Uhr gebaut. Ich habe vor kurzem sogar aus Versehen ein Loch zum Nachbarn durchgebohrt. Ein Glück ist der sehr nett! Ich bin dann rüber zu ihm, hab mich entschuldigt und das Loch zu gespachtelt.

Was ist das Verrückteste in Deiner Handtasche?

Teilweise ganze Ingwerknollen.

Wer oder was ist unter Deinem Bett?

Vieles. Vielleicht ein paar Spinnen, meine Haustiere. Oder auch Sachen, die man aussortieren kann.

Wie sieht Dein Masterplan aus?

Es gibt ihn nicht. Ich denke nicht ans nächste Jahr. Nur an die nächste Woche oder den nächsten Montag. Ich mag es extrem gerne nicht zu wissen, was passiert und einfach zu schauen. Ich schaue, was das Schicksal mit mir machen möchte.

Was ist Deine Achillesferse?

Ich finde Schwächen sind eher etwas Positives als etwas Negatives. Ich glaube Menschen ohne Schwächen gibt es gar nicht. Schwächen zeigen, dass man menschlich ist und Gefühle hat. Ich muss mich allerdings daran gewöhnen, dass es auch Menschen gibt, denen meine Musik nicht gefällt. Was kein Problem ist, mir gefällt natürlich auch nicht alles, was andere Menschen machen. Ich muss vor allem lernen mit nicht konstruktiver Kritik und Beleidigungen umzugehen. Es können 100 Menschen sagen, wie toll sie dich finden und einer dich beleidigen und das zieht dich so dermaßen runter.

Was verleiht Dir Flügel?

Meine Freunde! Die Zeit mit Ihnen ist der Ausgleich. Wir treffen uns und reden überhaupt nicht über Musik und machen etwas ganz anderes. Das braucht man immer mal wieder, um die Energiespeicher aufzufüllen.

Das schönste Kompliment, das Du jemals bekommen hast?

Ich glaube für mich sind Komplimente, die sich auf meine Art beziehen, viel wichtiger als oberflächliche. Wenn jemand sagt, dass ich ein guter Zuhörer bin, ist das wahnsinnig schön. Ich finde es sehr anstrengend, wenn Menschen nicht zuhören können und nur selbst erzählen.

Deine Persönlichkeit in einem Drink?

Mojito, weil ich Minze liebe und es auch schon etwas sauer sein darf. Also nicht nur ganz glatt und süß. Am liebsten ein Mojito mit weniger Rohrzucker und viel Limette.

Deine ersten Gedanken bei folgenden Wörtern:

Erfolg: kommt und geht
Urlaub: ist schön
Essen: liebe ich
Sex: ja
Instagram: nimmt viel Zeit ein

Early Bird oder Nachtigall?

So und so. Ich kann gut switchen.

Wie wäre der Mensch, der das komplette Gegenteil von Dir ist?

Dieser Mensch wäre sehr traurig und pessimistisch.

Schokolade oder Käse?

Definitiv Käse, ich liebe Käse. Das ist auch der einzige Grund, warum ich niemals vegan leben könnte. Ich bin zwar vegetarisch, aber auf Käse könnte ich nicht verzichten.

Kochen oder Lieferservice?

Kochen

Welches Essen schmeckt immer?

Salat, den kann ich immer essen. Der wird nie langweilig.

Dein Lieblingssong?

Afrika von Toto

Dein No-Go-Song?

Ich mag keine Schlager!

Worauf achtest Du bei einem Menschen als erstes oder was fasziniert Dich?

Es ist schon schade, aber man probiert Menschen oder auch Dinge in Schubladen einzuordnen. Das braucht man natürlich auch, um die neu gewonnenen Eindrücke einordnen zu können. Aber sobald ich einen Menschen näher kennenlerne, kann ich ganz schnell sagen, ob mir dieser Mensch vom Charakter gefällt oder nicht.

Wovor hast Du Angst?

Vor Höhen.

Wenn du eine Stadt wärst, welche und warum?

Vielleicht wäre ich Porto. Es liegt am Meer. Es hat einen schönen Hafen, das Industrielle, die Berge, und viele alternative Cafés.

© 2024 Overview Magazine

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