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Interviews

Librio – 5 Männer und eine farbenfrohe Idee

von Jen

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Schweizer Startup mischt die Kinderwelt auf

Diese Woche haben wir euch bereits das Schweizer Startup Librio in einem Artikel vorgestellt. Heut möchten wir euch die fünf Gründer hinter Librio in einem Interview vorstellen. Ich bin bereits ein großer Fan der farbenfrohen und wunderbar illustrierten Kinderbücher und mal sehen, vielleicht werdet ihr es ja auch noch.

Wenn man zu fünft gründet, muss jede Rolle und Funktion genau abgestimmt sein und so ist es natürlich auch bei Librio. Die fünft Gründer haben jeweils ihren eigen Bereich, in dem sie sich austoben und das Unternehmen immer mehr etablieren. Ed Russell ist der erste Gründer, Geschäftsführer und verantwortlich für die Strategien, Produkte und Partnerschaften. Mark Yasuda ist verantwortlich für Front-End Technologie und E-Commerce-Entwicklung. Nick Elliott ist verantwortlich für Art Direction, Brand und die IllustrationenOliver Finsterbusch kümmert sich um die Back-End Technologie und Buchproduktion. Und Tim Hess ist wacht über Marketing & Sales, Produkt- und Business Development.

Eine gut durchdachte Zusammensetzung, die alle Bereiche eines Unternehmens abdeckt. Wir haben den fünf natürlich einige Fragen gestellt und freuen uns, euch die Antworten nun zu präsentieren.

Personalisierte Kinderbücher von Librio, im Bild die Gründer.
Das Team hinter Librio: Ed Russell, Oliver Finsterbusch, Nicholas Elliott, Tim Hess, Mark Yasuda © Librio

Overview: Welche Idee steckt genau hinter Librio?

Librio: Wir sind ein Kinderbuchverlag aus der Schweiz, der es sich zur Aufgabe gemacht toll illustrierte, nachhaltige und hochwertige Kinderbücher zu gestalten, welche man auf digitale Weise individualisieren kann, um so jedes Kind zur Heldin oder zum Helden werden zu lassen. Vor dem Druck bestimmt der Kunde online, wie die Hauptfigur heißt, wie sie aussieht und welche Sprache oder Dialekt diese spricht. Für jedes verkaufte Buch wird zudem ein Buch an ein benachteiligtes Kind gespendet und ein Baum gepflanzt.

O: Wie kamt ihr auf den Namen Librio?

Librio: Der Name sollte drei Bedingungen erfüllen. Er sollte das Wort Buch, die Personalisierung und eine technische Komponente beinhalten. Mebooks.io war der erste Gedanke. Librio klang aber besser. Der Wortstamm li steht in vielen lateinischen Sprachen für Buch (libro, livre, livro..) und io ist italienisch für “ich”. IO ist gleichzeitig eine beliebte TLD für Tech-Startups. Librio erfüllte also sämtliche Anforderungen.

O: Woher nehmt ihr die Inspiration für die Geschichten?

Librio: Das ist von Autor zu Autor bzw. Illustrator zu Illustrator unterschiedlich. Meist sind es aber Beobachtungen aus dem eigenen Alltag mit unseren Kindern, Nichten und Neffen. Wir versuchen, bei der Produktentwicklung die Welt mit Kinderaugen zu sehen. Manchmal beziehen wir sie auch mit ein, indem wir schauen, wie sie auf die Illustrationen reagieren. 

O: Welche Werte sind euch wichtig in den Geschichten?

Librio: Zentral bei Librio ist das Thema der Alphabetisierung. Darum ging es deshalb auch in unserem ersten Buch “Farbenfroh”.  Auch bei den anderen Büchern versuchen wir, Wissen phantasievoll zu vermitteln. Außerdem ist das Thema Nachhaltigkeit in sämtlichen Büchern zentral. 

Personalisierte Kinderbücher von Librio
© Librio

O: Glaubt ihr, dass personalisierte Kinderbücher Kinder in ihrer Entwicklung beeinflussen können? Wenn ja, warum?

Librio: Als wir mit Librio begonnen haben, haben wir intensiv mit dem National Literacy Trust in London zusammengearbeitet, um die Auswirkung von personalisierten Büchern zu verstehen. Dabei wurde in verschiedenen Studien deutlich, dass personalisierte Bücher die Lesemotivation von Kindern erhöht. Die Identifikation mit der Hauptfigur ist stärker. Wir versuchen, ihnen so die oben genannten Werte in unseren Geschichten zu vermitteln.  Ob sie das am Schluss mehr oder weniger in ihrer Entwicklung beeinflusst als herkömmliche Bücher, wagen wir nicht zu beurteilen.

Wichtiger finden wir, dass Kinder überhaupt in Kontakt mit Büchern kommen.“

O: War es für euch selbst oder außenstehende seltsam als Männer an einem Kinderbuch zu arbeiten?

Librio: Für uns selbst und unsere Familien nicht. Wir sind Väter und Onkel von kleinen Kindern und daher täglich in Kontakt mit Kinderbüchern. Natürlich war es etwas gewöhnungsbedürftig, an die Kinderbuchmesse in Bologna oder zu Mamablogger-Events zu gehen. Aber die bunte Kinderbuch-Welt hat uns sofort in ihren Bann gezogen. Die Reaktionen von außen waren äußerst positiv. Es wirkt so, als ob wir frischen Wind in die Branche bringen würden. 

O: Wie waren die Reaktionen auf die personalisierten Kinderbücher in eurem engen Freundes- und Familienkreis, als sie die Bücher zum ersten Mal in der Hand hielten (vor allem die Kleinen)?

Librio: Viele haben das Potenzial dieser Bücher nicht verstanden und ungläubig den Kopf geschüttelt, als wir ihnen von dem Projekt erzählt hatten. Die Reaktionen, wenn sie die Bücher in den Händen halten, sind aber faszinierend. Bei Erwachsenen genauso wie bei Kindern.

„Meist herrscht zuerst 30 Sekunden Stille, wenn sie ins Buch eintauchen. Dann kommt das Strahlen. Die Kinderaugen lassen sich nicht beschreiben. Die muss man gesehen haben.“

O: Das lustigste Ereignis, das euch sofort einfällt, wenn ihr an die Zeit mit Librio denkt?

Librio: Jedes Mal, wenn wir ein neues Buch publizieren, müssen wir das System auf Fehler testen und viele Testbestellungen ausführen. Jedes Gerät, jeder Browser etc.  Das kann ziemlich langweilig sein, weshalb man dann anfängt, berühmte Personen in die Bücher zu packen. Wie zum Beispiel ein walisisches Buch für dem kleinen Archie von Megan und Harry.

„Normalerweise stornieren wir die Bücher, bevor sie in den Druck gehen. In diesem Fall bekamen wir aber eine Nachricht, dass das Buch für Archie nun auf dem Weg zum Buckingham Palace sei. Ups. Seither stellen wir uns gerne vor, wie die Queen dem kleinen Prinzen sein Lieblingsbuch vorliest.“ 

O: Ed – Wie waren die ersten Reaktionen von Oliver, Nick, Mark und Tim als du sie mit ins Boot holen wolltest? 

Ed Russell: Es war eine Mischung zwischen Überraschung,  Begeisterung und einer kleinen Portion Skepsis:

Nick: “Sounds amazing. I always wanted to make a childrens book.”

Mark: “I think I can do that.” 

Tim: “Sounds interesting. Let’s go for it”

Oliver: “Love the idea. I’m in.”

O: Plant ihr weitere Projekte?

Librio: Gerade planen wir gemeinsam mit unserer NGO Room to Read ein Buch über das Bildungssystem in anderen Ländern herauszubringen. Außerdem haben wir viele andere Projekte in der Pipeline, die wir an dieser Stelle aber noch nicht verraten wollen. 

O: Könnt ihr euch vorstellen, Kinderbücher zu produzieren, in denen auch die Handlung von den Kunden personalisiert wird?

Librio: Machbar wäre dies theoretisch schon. Geplant ist dies aber momentan nicht, da es die Komplexität des Produktes zusätzlich um ein Vielfaches erhöhen würde.

O: Was bedeutet für euch Kreativität?

Librio: Kreativität bedeutet für uns, immer wieder neue Wege zu gehen, Grenzen zu überschreiten und etwas zu schaffen, dass überraschend, authentisch und gleichzeitig ansprechend für unsere Kunden ist. Mit unserer Kreativität können wir uns ein Stück weit auch selbst verwirklichen, indem wir unsere Werte in Produkte einfließen lassen. Ein besonderes Element der Kreativität findet sich in unserer Kommunikation wieder. Diese übernehmen nämlich die Waldtiere unseres ersten Buchs. Frau Eule kümmert sich zum Beispiel um Newsletter und Kundenservice. Dies eröffnet uns wiederum ganz neue Möglichkeiten. Wer kann schon einer Eule böse sein?

O: Wenn ihr eine Minute Zeit hättet und euch die ganze Welt zuhören würde, was würdet ihr sagen?

Librio: Findet heraus, was euch glücklich macht. Und dann folgt eurer Leidenschaft, ohne dabei eure soziale und ökologische Verantwortung zu vergessen. Übrigens: Ein Job darf auch bunt und lustig sein. 

O: Wann ist der richtige Zeitpunkt etwas Neues zu wagen?

Librio: Jetzt. Sofern man den Wunsch hat, sich zu verändern. Es gibt nämlich immer genügend Argumente, warum der Zeitpunkt nicht der Richtige ist. 

O: Euer liebstes Kinderbuch?

Ed Russell: Das riesengroße Krokodil von Roland Dahl.

O: Welches Kinderbuch hat euch am meisten geprägt?

Tim Hess: Vermutlich Astrid Lindgrens Geschichten von Michel von Lönneberga.

O: Was vermisst ihr am meisten am Kind sein? 

Librio: Die Unbekümmertheit und das uneingeschränkte Recht, Fehler machen zu dürfen.

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