Mit 58 und 68 Jahren sollte es einfach nicht mehr nur noch Seattle sein. Im Ruhestand kann ein Haus groß und langweilig werden. Warum dann nicht einfach alles verkaufen und nur noch rumreisen? Genau das dachten sich Debbie & Michael Campbell. Das Ehepaar verkauft sein Haus in Washington, macht bisher 85 Länder unsicher und hat in über 230 Unterkünften geschlafen. Eine weitere Besonderheit, die die beiden pflegen? Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht, nur in Airbnb Unterkünften zu nächtigen und dauerhaft als Nomaden zu leben.
Senior-Nomaden: die Welt & Airbnb sind mein Zuhause
Nach einem sechsmonatigen Probelauf hat das Ehepaar seinen Entschluss gefasst. Sie haben ihren Lebensstil gefunden und möchten als Nomaden leben. „Wir wollen reisen und das nur noch leicht bepackt.“
Wie seid ihr auf diese gewagte Idee gekommen, euer ganzes Hab und Gut zu verkaufen um die Welt zu bereisen?
Debbie & Michael: Wir hatten schon seit einiger Zeit gesagt: „Ein großes Abenteuer wartet noch auf uns!” Es schien ein wenig verrückt, schließlich hatten wir bereits ein ganzes Leben voller interessanter Erlebnisse und Unternehmungen gelebt. Aber mit dieser Idee im Hinterkopf begannen wir darüber nachzudenken, wie wir unsere Rentenjahre verbringen wollen.
Dann, im Dezember 2013, kam uns unsere Tochter Mary aus Paris besuchen und fragte, ob wir schonmal von Airbnb gehört hätten. Das hatten wir zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht. Sie hatte schließlich die Idee, eine Homesharing-Website zu nutzen, damit wir in unserem Ruhestand Vollzeit reisen zu können. Wir waren uns sicher, dass das mehr Geld kosten würde, als wir uns leisten konnten. Nachdem wir aber ein Budget erstellt haben, welches darauf basierte, absolut alles zu verkaufen, was wir besaßen, stellten wir fest, dass wir uns für ungefähr den gleichen Betrag entweder in unserer Heimatstadt Seattle zurückziehen, oder aber in Häusern und Wohnungen anderer Menschen überall auf der Welt leben konnten.
Innerhalb von 6 Monaten nach Marys Vorschlag hatten wir den größten Teil unseres Besitzes verkauft (und letztendlich sogar unser Haus) und waren auf dem Weg nach Paris, um unser Senior-Nomad-Abenteuer zu beginnen.
Warum habt ihr euch für Airbnb entschieden? Was unterscheidet Airbnb eurer Meinung nach von anderen Unterkünften?
Debbie & Michael: Airbnb war die erste Homesharing-Erfahrung, die wir je hatten. Es hat vom ersten Tag an alles nahezu perfekt funktioniert, sodass wir keinen Grund hatten, einen alternativen Anbieter zu nutzen – obwohl es viele gibt. Was aber vielleicht noch wichtiger ist: wir glauben wirklich, dass Airbnb eine Community geschaffen hat, die eine Beziehung zwischen Gastgebern und Gästen ermöglicht. Wir haben uns mit mehreren unserer Gastgeber gut angefreundet und bleiben in Kontakt.
Praktischer ausgedrückt, könnten wir diesen Lebensstil nicht in Hotels leben. Nicht nur, weil es zu teuer wäre, auch um unserer Idealvorstellung davon, unser “tägliches Leben” im Zuhause anderer Leute zu verbringen, gerecht zu werden. Wir brauchen eine Küche zum Kochen, einen großen Tisch zum Ausbreiten, Essen und Beisammensitzen, eine Waschmaschine für den Waschtag und eine bequeme Couch zum Entspannen.
Wie hat sich eure Lebensansicht durch eure neue Lebenssituation geändert?
Debbie & Michael:Wir haben festgestellt, dass sich die Menschen auf der ganzen Welt ziemlich ähnlich sind. Egal, ob sie Dinge anders angehen als wir, jeder sucht das Beste für seine Familie und sein Umfeld; dazu gehören ein sicherer Ort zum Leben, Möglichkeiten für persönliches Wachstum, ein sauberer Planet und Frieden in der Welt. Das zu verstehen, hat uns einfühlsamer gemacht und unser Verständnis für andere Kulturen erhöht.
Hat sich eure Beziehung geändert durch euren neuen „freien“ Lebensstil?
Debbie & Michael: Wir mussten uns daran gewöhnen, rund um die Uhr zusammen zu sein, aber sobald wir unseren Rhythmus gefunden hatten (und die richtige Menge an persönlicher Zeit), lief alles glatt. Tatsächlich sagen wir beide nach 40 Jahren Ehe, dass diese Jahre als Senior-Nomaden die besten von allen sind. Vielleicht liegt das daran, dass das Reisen in Vollzeit viel Teamarbeit erfordert. Wir müssen bereit sein, zusammenzuarbeiten und Kompromisse einzugehen, wenn wir gemeinsam Pläne machen, und bei allem den Spaß nicht zu vergessen und viel zu lachen.
Was macht ihr, wenn der Wunsch nach Häuslichkeit aufkommt?
Debbie & Michael: Keine Sorge, wir bekommen viel Häuslichkeit! Es gibt Tage, an denen wir zu Hause bleiben, um Rechnungen zu bezahlen, Wäsche zu waschen, einen Topf Suppe zu kochen, unsere Bücher zu lesen und Scrabble zu spielen. Wir versuchen wirklich, unseren Alltag so zu leben, wie wir es zu Hause tun würden, nur an fabelhaften Orten!
Was waren bisher eure Top 5 Orte auf eurer Reise?
Debbie & Michael: Wir sind gerade erst durch Deutschland gereist und haben Schwerin, Hamburg und Nürnberg als schöne Städte mit interessanter Geschichte für uns entdeckt. Wir fügen diese zu unseren anderen Favoriten hinzu, darunter Kapstadt – Südafrika, Melbourne – Australien, Kopenhagen – Dänemark und Split – Kroatien.
Was war eure seltsamste Airbnb-Erfahrung?
Debbie & Michael: Unser seltsamstes Airbnb war in Kigali, Ruanda. Es war ein kleines Gebäude auf dem Gelände eines größeren Hauses. Es bestand aus einem Schlafzimmer und einer Sitzecke im Inneren des Gebäudes. Die Dusche und die Küche befanden sich auf der Außenseite, und das Badezimmer war einen kurzen Fußweg entfernt; eine Waschkommode, die an das Haupthaus angebaut war. Wir mussten auf Eidechsen aufpassen, bevor wir duschen oder Tee kochen konnten!
Was war eure schönste Airbnb-Erfahrung?
Debbie & Michael: Kurz nach unserer Afrika-Tour landeten wir in Beirut, Libanon, wo wir in einer schönen Wohnung übernachteten, die einem Architekten gehörte. Alles war so sauber und modern – aber wenn man auf dem Balkon saß, konnte man Einschusslöcher in den Gebäuden gleich gegenüber sehen. So hatten wir sowohl unsere seltsamsten als auch unsere schönsten Aufenthalte in Ländern, die sich gerade von aktuellen Konflikten erholen.
Welchen Ratschlag würdet ihr Reisenden geben, die sich nicht trauen, die Welt zu erkunden. Wie kann man gelegte Grenzen überschreiten und sich auf Neues einlassen?
Debbie & Michael: An einen Ort zu gehen, an dem man noch nicht war, gilt als reisen. Auch wenn es darum geht, die eigene Region zu erkunden – man kann klein anfangen. Und dann einfach jedes Mal etwas länger und weiter weggehen. Neugierde bestimmt viele unserer Reiseentscheidungen. Wenn man das Reisen an ein persönliches Interesse wie berühmte Gärten, Golfplätze oder vielleicht sogar Rockkonzerte knüpfen kann (wir verfolgen die Geschichte seit Ende des ersten Weltkriegs), wird man davon inspiriert, den eigenen Interessen zu folgen, wohin sie einen auch führen!
Was habt ihr beide vor der Rente gemacht, gearbeitet?
Debbie & Michael: Ich habe meine gesamte Karriere in den Bereichen Werbung und Grafikdesign verbracht und meine eigene Firma, Tip Top Creative geführt, für 25 Jahre. Michael ist sein ganzes Leben lang im Sport tätig – angefangen hat er als junger Formel-C-Fahrer in Europa in seinen Zwanzigern. Danach entwickelte er Weltklasse-Sportveranstaltungen in Seattle und in Europa und beendete seine Karriere als Präsident der Northwest Marine Trade Association. Wir sind auch die stolzen Eltern von vier Kindern und haben fünf Enkelkinder.
Auf welche Dinge könnt ihr nicht verzichten beim Reisen. Hat jeder von euch 1-2 Sachen, die euch immer begleiten?
Debbie & Michael: Nun, zwei Dinge, auf die wir absolut nicht verzichten können, sind unsere Kopfkissen von zu Hause! Sie sind etwas flacher als vor sechs Jahren, als wir aufgebrochen sind, aber wir nehmen sie aus unseren Koffern, ziehen frische Kissenbezüge drauf und legen sie aufs Bett, das signalisiert: “wir sind zu Hause.” Darüber hinaus könnten wir nicht ohne unsere Kindle E-Reader leben. Und unser Reise-Scrabble-Spiel und Backgammon-Set. Und ich (Debbie) trage ein kleines Set hochwertiger scharfer Messer und ein dünnes Holzschneidebrett mit mir – Dinge, die in Unterkünften auf Airbnb oft schwer zu finden sind.
Und falls ihr jetzt selbst auf den Geschmack gekommen seid, haben wir für euch besondere Tipps und Tricks, wie ihr euren Rucksack für eure anstehende Reise perfekt packen könnt.
2 thoughts on “Wenn Airbnb Menschen zu Nomaden macht – Debbie & Michael haben ihr Zuhause nun überall”