Mit dem Besuch der Seite stimmst du unserer Datenschutzerklärung und der Nutzung von Cookies zu. OK
Interviews

Wie wird man Deutscher Meister im Sprint? Profisportler Maximilian Kessler verrät uns seine Erfolgsformel im Interview.

von Hannah

Deutscher Meister im 200m Lauf: Maximilian Kessler

Die meisten schmeißen bereits nach wenigen Einheiten ihren guten Vorsatz regelmäßig Sport zu machen, schon kurz nach Jahresbeginn wieder über Bord. Einige schaffen es aber doch, den inneren Schweinehund ein wenig öfter zu überwinden. Und dann gibt es noch die ganz Anderen. Diejenigen, die mehr Sport in einer Woche machen, als manch anderer in seinem ganzen Leben – und haben dabei sogar noch richtig gute Laune! Wie geht das? Wir haben mit dem ehemaligen Profisportler und Deutschen Meister im 200m Sprint Maximilian Kessler über Motivationsquellen, Glücksmomente, aber auch Verzicht und Niederlagen gesprochen. Im Interview mit Maximilian erfahrt ihr, wie er Leistungssportler wurde, leider auf die Olympischen Spiele 2012 in London verzichten musste, nach einer veganen Phase Döner nun richtig genießt und wie er nun den Weg in die Selbstständigkeit fand.

Overview: Maxi, du bist Deutscher Meister im 200m Lauf geworden. Wie beginnt eigentlich eine Karriere zum Leistungssportler?

Maximilian Kessler: Sport stand schon immer bei mir an erster Stelle, noch vor Mädels und allem anderen. Aber meine Laufkarriere begann erst recht spät, so mit 17-18 Jahren. Das auch eher durch Zufall während eines Auslandsjahres in den USA. Seit dem ich 4 Jahre bin spiele ich nämlich Fußball und wollte natürlich auch in Amerika damit weiter machen. Doch Fußball war in Amerika damals noch nicht so wirklich populär und so hab ich mich für Leichtathletik entschieden und sehr schnell gute Ergebnisse erzielt. So gut, dass ich auch mit zu den States Meisterschaften konnte und im Finale war. Als ich dann wieder in Deutschland war, wollte ich eigentlich wieder mit dem Fußball weitermachen, doch mein Opa hat mich motiviert bei der Leichtathletik zu bleiben. So kam dann eins zum anderen und ich fing an, 9x die Woche zu trainieren.

O: Das klingt ziemlich hart und erfordert viel Disziplin. Wie hast du geschafft, dich stets zu motivieren?

Maximilian Kessler: Ja, das war schon krass. Ich bin während der Zeit auch weiterhin noch zur Schule und später zur Uni gegangen. Wie gesagt, der Sport stand immer schon an erster Stelle und lehrt einen was Disziplin ist. Was mich am meisten angespornt hat, waren meine Ziele. Ich hatte einen Trainer, der einen Sportplan entwickelt hat und habe auch mit einem Mentalcoach zusammengearbeitet. Die Zielsetzung und auch die Visualisierung sind unglaublich kraftvolle Methoden sich zu motivieren und seine Ziele auch zu erreichen. Ich habe mir stets ambitionierte Ziele gesetzt und bin sehr ehrgeizig, ich mag es nicht zu verlieren. Schon als Kind, wenn wir in der Schule Völkerball gespielt und mal verloren haben, hab ich vor Wut geheult. Vor Meisterschaften habe ich mir alles ganz genau innerlich vorgestellt: Wie ich am Ort bin, das Trikot trage, wie ich renne und welche Zeit ich erreichen werde. So hab ich oft bis auf die 100stel Sekunde genau die Zeit erreicht, die ich mir zum Ziel gesetzt hatte.

O: Wow! Und so wurdest du letztendlich auch Deutscher Meister. Was ist das für ein Gefühl, im Stadion auf dem Podest zu stehen und seinen Namen zu hören?

Maximilian Kessler: Es ist ein unbeschreibliches Gefühl. Beim Laufen ist es schon so, dass man weiß, dass man gewonnen hat, wenn man als erster durchs Ziel läuft. (Außer bei Hallenläufen, denn da gibt es immer zwei finale Läufe.) Und ich bin auch schon mit Bestzeit angereist und das Rennen mehrmals mental durchgegangen. Bei der U23 WM dann das Deutschland-Trikot zu tragen, mit dem Adler auf der Brust, ist ein unbeschreibliches Gefühl. Das schüttet schon so viele Glücksgefühle aus. Ich bin sehr dankbar, dass meine Eltern oft Fahrten von mehreren Stunden auf sich genommen haben, nur um mich wenige Sekunden laufen zu sehen.

O: Qualifizierung zu den Olympischen Spielen 2012 in London. Wie geht man damit um, wenn man plötzlich doch nicht mehr beim wichtigsten Sportwettkampfereignis teilnehmen kann?

Maximilian Kessler: Das war richtig hart. Man bereitet sich so lange auf diesen Moment vor. 4 Jahre lang trainiert man darauf hin, den schnellsten und kürzesten Lauf zu machen und gegen starke Konkurrenten zu gewinnen. Aber der Körper meldet sich, wenn etwas nicht stimmt. Man nutzt ihn schon extrem ab und es macht auch mental etwas mit einem, wenn man öfter gesundheitsbedingt aussetzen muss. Ein angeborener Herzfehler, der entdeckt wurde, ein Magen-Darm-Virus im Ausland, Pfeiffersches Drüsenfieber, das steckt man alles nicht so leicht weg und irgendwann musste ich akzeptieren, dass es wohl einfach vorbei ist.

O: Als Profisportler muss man auf vieles verzichten. Worauf hast du dich nach deiner Sportlerkarriere am meisten gefreut?

Maximilian Kessler: Ja, das ist wahr. Man hat wenig Zeit für Freunde und Familie oder auch zu verreisen. An vielen Geburtstagen war ich nicht dabei und konnte nicht anstoßen. Auch bei der Ernährung gab es natürlich Einschränkungen und der Ernährungsplan musste strikt eingehalten werden. Für 6 Monate habe ich mich auch schon mal komplett vegan ernährt. Da muss dann aber wirklich alles perfekt auf den Sportler abgestimmt sein. Ich hatte zwar Energie, aber meine Muskeln haben sich schnell stark abgebaut. Eventuell ein Mitgrund, warum ich gegen Ende nicht mehr die Leistung erbringen konnte, die ich wollte. Aber ich bereue nichts. Das, was mir der Sport gegeben hat und die Erlebnisse, kann mir keiner nehmen. Jetzt bin ich aber auch glücklich mehr Zeit für alles zu haben, mit Freunden mal etwas zu trinken und auch mal einen Döner zu essen.

O: Wie sieht das Leben nach so einer Profisportkarriere aus? Wie verdienst du nun deinen Lebensunterhalt?

Maximilian Kessler: Nachdem die Profikarriere gesundheitsbedingt sein Ende nahm, habe ich mein Studium für Gebäude- und Energietechnik abgeschlossen und in der Firma meines Vater gearbeitet. Mein Opa hat die Firma damals gegründet und mein Vater wollte ursprünglich auch in die Sportrichtung gehen, hat sich dann aber doch für die Firma entschieden und sie schließlich übernommen. Ich habe dann doch schnell gemerkt, dass diese Welt nicht so richtig etwas für mich ist, nach so einer Sportkarriere. So hab ich dann angefangen, mich neben dem Bürojob als Sporttrainer selbstständig zu machen. Es ist schon schwer als Sportler Fuß zu fassen und damit gutes Geld zu verdienen. Als es dann anfing gut zu laufen, habe ich komplett mit der Bürotätigkeit aufgehört. Jetzt trainiere ich viele Fußballer und Firmen (u.a. Jan Martin). Meine Mutter war schon etwas traurig darüber, dass ich das Familienunternehmen nicht übernehmen werde, aber meine Eltern unterstützen mich bei dem, was ich mache.

Get an overview w/ Maximilian Kessler

Was ist dein Powerfood?

Zum Frühstück entweder Haferflocken mit Obst oder auch Steak mit Macadamia-Nüssen und Avocado.

Wer hat einen Blumenstrauß verdient?

Markus, für seinen Einsatz heute.

Dein Lieblingszitat?

Es ist keine Schande sein Ziel nicht zu erreichen, aber es ist eine Schande kein Ziel zu haben! (Viktor Franke)

Deine Lieblingsapp?

Tinder 🙂 Spaß. Calm ist eine gute App für Meditation.

Wie sieht dein perfekter Sonntag aus?

Es ist ein freier Tag: morgens ausschlafen, schönes Frühstück (Protein Pancakes) bei ner Netflix Serie essen, Motorrad fahren (am Liebsten in den Bergen), Freunde treffen.

Netflix oder Feiern?

Netflix.

Deine Lieblingsperson?

Meine Eltern.

Eine Eigenart von dir?

Ich kann nicht verlieren. Aber ich weine nicht mehr 🙂

Dein Lieblingsgericht?

Wienerschnitzel mit Bratkartoffeln.

Worauf achtest du bei einem Menschen zuerst?

Die Augen.

© 2024 Overview Magazine

3 thoughts on “Wie wird man Deutscher Meister im Sprint? Profisportler Maximilian Kessler verrät uns seine Erfolgsformel im Interview.

  1. Marvin Mann sagt:

    Starkes Interview! Viel Erfolg weiterhin Mäxchen!

Schreibe einen Kommentar

Editor's Choice

Weitere Artikel